Brigitte Schneider

Kesswil

Fätzli

Durchgefärbter Glasfaserbeton, armiert
Grundfläche ca. 2.5 x 2.5 m

«Fätzli gleit, niemerem gseit, liege lo wo's isch, susch chunt de Polizischt und rüert dich uf de Mischt…» Das schweizerdeutsche Wort «Fätzli» bedeutet kleine Fetzen. «Fätzli gleit» ist ein schweizerischer Kinderreim und gleichzeitig ein Fangen-Spiel. Dieses Kinderspiel, ist eine wunderbare Erinnerung; diese freudige Erregung, ob vielleicht hinter mir ein Fätzli fallen gelassen wurde… Mit «Fätzli» behandele ich das Thema Erinnerungen. Erstes Beispiel ist die Erinnerung des «Fätzli gleit», doch versuche ich damit auch andere Ideen abzubilden. Das Fätzli ist eine Metapher für den Erinnerungsfetzen und seine Entstehung. «Fätzli» besteht aus einem Rechteck. Der damit dargestellte Gedanke ist, dass Erinnerungen aus den ehemals wahrgenommenen Erlebnissen entstehen, diese sich jedoch je länger je mehr verändern. Sie verformen und verfärben sich. Die Farbtemperatur stellt das damit assoziierte Gefühle dar. Dieser Erinnerungsfetzen kann eine längst vergangene Stimmung wiederbeleben, doch es ist klar, dass sie sich verfälscht hat. Leute, mit denen ich Erinnerungen teile, sehen oft ganz anders auf diese zurück. Doch wie hat es sich damals wirklich zugetragen? Ist das überhaupt wichtig oder spielt es keine Rolle, wenn die Menschen keinen einheitlichen Zugang zur gemeinsamen Vergangenheit besitzen? Das gezeigte «Fätzli» besitzt eine etwas verblasste rote Farbe. Die Erinnerung ist teils nicht mehr sehr lebendig in uns und am verblassen. Die Form ist gewunden und verbogen, vielleicht haben wir die Erinnerung zurechtgebogen, um leichter mit ihr leben zu können. Vielleicht zeigt sich in der gefalteten Form nur der Abdruck der fehlerhaften menschlichen Natur, die es nicht schafft, die Erinnerung unverändert zu lassen.



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